Die Corona-Pandemie stellt alle vor eine noch nie dagewesene Herausforderung. Menschen, Unternehmen und Sportvereine kämpfen gegen finanzielle Einbußen und stehen vor dem Verlust ihrer Existenz. Der weltweite Ausnahmezustand zwang die Verantwortlichen umzudenken. Das taten sie in den letzten Wochen und reagierten innerhalb kürzester Zeit auf die neuen Herausforderungen.
Um in der Corona-Krise Einnahmeverluste zu schmälern und laufende Kosten zu tilgen, riefen die Vereine und Sportinstitutionen der Initiative „TeamSportSachsen“ Unterstützeraktionen ins Leben, bei denen Fans und Anhänger der Clubs, aber auch Sympathisanten des Sports ihren Beitrag für den Erhalts des Sports in der Region leisten können. Von fiktiven Spielen, über Auktionen hin zu Spieltagspräsentator-Challenges – die Verantwortlichen der Vereine ließen sich mit viel Kreativität etwas einfallen und steckten sich ambitionierte Ziele, um durch besondere Maßnahmen Aufmerksamkeit zu erregen und möglichst viele Unterstützer zu erreichen.
Eine Aktion ist dabei in aller Munde: Unter dem Motto „Leute, macht die Bude voll!“ startete der Traditionsverein und Fußball-Regionalligist, 1. FC Lokomotive Leipzig, am 19. März eine Unterstützeraktion, bei der die Loksche am 8. Mai um 19.30 Uhr innerhalb eines imaginären Fußballspiels den unsichtbaren Gegner im Bruno-Plache-Stadion empfängt. Fans und Anhänger können sich das Ticket für die Begegnung bereits zum Preis von einem Euro sichern. Ziel der Aktion ist es auf mehr virtuelle Zuschauer zu kommen, als offiziell beim Europapokal-Halbfinale gegen Bordeaux im Zentralstadion waren. 120.000 Zuschauer sollen im Jahr 1987 die legendäre Begegnung live miterlebt haben. Die Leipziger können sich dabei über unerwartet großen Zuspruch freuen – Spektakuläre 131.346 Tickets (Stand 17. April) gingen schon über den Tisch – die Blau-Gelben steuern damit geradewegs auf einen neuen Zuschauerrekord in der Fußball-Regionalliga Nordost hin, wenn auch nur virtuell. Dabei kommen die Unterstützer aus aller Welt. Die Loksche vermeldete auf ihrer Facebook-Seite, dass die Spenden beispielsweise aus den Ländern Kolumbien, China, Katar, Südafrika, Neuseeland, Russland, Spanien, Ungarn und Griechenland eingingen. Eine Aktion, die nicht nur regional ihre Wellen schlägt.
Angespornt durch den Erfolg, folgten weitere Vereine, wie die DSC Volleyball Damen oder die Lausitzer Füchse der Idee die Hallen und Stadien noch einmal zu füllen – zumindest virtuell. Unter dem Motto “Leidenschaft. Mentalität. Identität. -Gemeinsam gegen Corona!” bietet auch der Chemnitzer FC seit Anfang April #MeinUnterstützer-Tickets an. Alle vereint das Ziel, die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu reduzieren.
Zu einer großen digitalen Geburtstagsfeier lud die SG Dynamo Dresden vergangene Woche ein. Am 12. April begingen die Schwarz-Gelben ihren 67. Geburtstag und riefen damit eine weitere Aktion bis Ende April ins Leben. Dabei können nicht nur Online-Tickets für die Feier erworben werden, sondern viele besondere ideelle Artikel, die die Käufer unterhalten und überraschen sollen. Ganz virtuell können sich die Fans beispielsweise eine Bocki mit Semmel und Senf oder auch ein Bierfass für die große Geburtstagssause kaufen. Auch spezielle, fiktive Lehrangebote können in Anspruch genommen werden. Das gesetzte Ziel der Aktion ist es, die zehnfache Teilnehmerzahl des „Nordhausen-Heimspiels 2001“ zu überschreiten, sprich 9.200 verkaufte Karten. 50 Prozent der aus den Einnahmen generierten Gewinne aus dieser Aktion werden vom Verein zudem dazu verwendet, zukünftig Menschen aus den aktuell besonders geforderten Berufsgruppen zu Heimspielen der SGD kostenfrei einzuladen.
Ganz neu veranstalten auch die Handballer des HC Elbflorenz Dresden ein fiktives Spiel – HC #ELBSTAR GAME DRESDEN 2020. Die Fans bekommen dabei Videos von aktuellen und ehemaligen Akteuren aus der Geschichte des HC Elbflorenz zu sehen, die die ein oder andere Anekdote von früher erzählen werden. Mit dem Kauf von Tickets für das Spiel unterstützen die Käufer sowohl die Profis als auch das Nachwuchszentrum des Vereins. Offen lässt der HC Elbflorenz Dresden dabei, ob das Spiel zum 15-jährigen Geburtstag im Jahr 2021 nicht vielleicht doch stattfindet. Ähnlich agieren auch die Basketballer aus Dresden und Chemnitz. Bei den Dresden Titans findet am 03. Mai 2020 um 16.00 Uhr der #WirBleibenZuhause-Gameday statt. Die Chemnitzer können mit einer besonderen “PLAYOFFS 2020 – IM HERZEN WAREN WIR DABEI”-Eintrittskarte unterstützt werden.
Eins zeigt sich deutlich: Alle Vereine und Institutionen können sich auch in Krisenzeiten auf die Unterstützung ihrer Anhänger verlassen. Im Gegenzug nutzen Sportler und Vereine, egal welcher Sportart und Spielklasse ihre Reichweite, um etwas an die Gesellschaft zurückzugeben und Perspektiven für die Zukunft zu schaffen. So unterstützt RB Leipzig unter anderem Institutionen der Stadt mit Spendengeldern. Andere Vereine, wie die Rödertalbienen aus Großröhrsdorf leisten Nachbarschaftshilfe. Die SG Dynamo Dresden und der DHfK Leipzig produzieren Atemmasken im Vereinsdesign, um die Umsetzung der angeordneten Maßnahmen umzusetzen und zusätzlich noch angenehmer für die Fans zu gestalten.
Ein großes Miteinander prägte so die letzten Wochen und verdeutlicht wieder einmal: Der Sport verbindet Menschen jeder Herkunft und jeden Alters. Und so bringt die Krise auch etwas Positives mit sich – einen solidarischen Zusammenhalt der Hoffnung für die bevorstehenden Zeiten macht.