Saisonabbruch, keine Spiele, kein Sport – vor wenigen Monaten hätte keiner je daran gedacht, dass dies im Jahr 2020 flächendeckend und länderübergreifend passieren wird. Doch es ist die traurige Wahrheit. Als erste Sportart hat aufgrund der Corona-Pandemie der Eishockeysport die Saison abgebrochen. Es folgten unter anderem Volleyball, Basketball zuletzt auch Handball. Seit dem 21. April steht fest, dass in der Saison 2019/2020 kein Handball mehr gespielt wird.
Der Saisonabbruch ist zweifelsohne für jeden ein Horrorszenario, auch wenn die Absagen der Spielzeiten unumgänglich und korrekt waren. Doch wie haben die Vereine die Nachricht über das Saisonaus wahrgenommen und welche Reaktionen folgten? TeamSportSachsen hat sich bei verschiedenen Klubs erkundigt, was das vorzeitige Saisonende mit sich brachte und wie sie die Probleme angegangen sind.
„Nachdem wir uns schnell von der Schockstarre verabschiedet haben und uns das Ausmaß des Saisonabbruchs bewusst geworden ist, war es wichtig, umgehend zu handeln“, berichtet Maik Walsdorf, Geschäftsführer der Dresdner Eislöwen. Oberste Priorität hatte dabei das Feedback von Fans, Partnern und Spielern, um offene Fragen zu klären sowie alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen.
„Des Weiteren musste der Jahresabschluss bis 30. April fertig gestellt werden. Aktuell gilt es die offenen Punkte für die Lizenzabgabe, die am 24. Mai fällig ist, aufzuzeigen und umzusetzen. Stetig fand ein Austausch zwischen der DEL2 und den Klubs, aber auch mit vielen anderen Vereinen aus diversen Sportarten statt“, führt Walsdorf die Liste an entstanden Aufgaben fort.
Während andere Sportarten bereits Wochen zuvor den Saisonabbruch bekannt gegeben hatten, zögerten die Verantwortlichen des Handballs in Deutschland und prüften ausführlich weitere Optionen. „Für mich war die Entscheidung des Saisonabbruchs unvermeidlich. Sie ist zum jetzigen Zeitpunkt die einzig vernünftige Entscheidung, die wir treffen konnten“, zeigt Karsten Günther, Geschäftsführer des DHfK Leipzig viel Verständnis für den Entschluss.
Dem stimmt auch Uwe Saegeling, Präsident des HC Elbflorenz Dresden zu: „Sportlich und wirtschaftlich ist es eine sehr schmerzliche Entscheidung, aber es ist die richtige. Die Gesundheit der Zuschauer, Mitarbeiter und der Spieler steht im Vordergrund und wir stehen gemeinsam mit unseren Sponsoren zusammen, um diese Krise zu überwinden.“
Die finanziellen Folgen der Coronakrise seien für den Verein nach wie vor nur sehr schwer abschätzbar, da in weiten Teilen der Wirtschaft eine große Unsicherheit besteht. Fest steht hingegen, dass die Handball-Ligen aufgestockt werden. Dies bedeutet, dass in der LIQUI MOLY HBL 20 statt 18 Klubs und in der 2. Handball-Bundesliga 19 statt 18 Klubs spielen werden.
„Damit können wir sogar ein Stück weit die ausgefallenen Spiele gegenüber unseren Fans und Sponsoren kompensieren, die wir in der aktuellen Saison nicht spielen konnten“, blickt Günther positiv in Richtung der neuen Saison. „Wir werden versuchen innerhalb der Handball Bundesliga Regularien zu finden, die es zulassen möglichst viele Spiele mit Publikum auszutragen, optimalerweise sogar alle. Wenn uns das gelingt, dann sollten die Einschnitte überschaubar bleiben.“
Damit gibt es nun für den Handball, ähnlich wie für andere Sportarten in Zeiten der großen Ungewissheit zumindest ein paar Entscheidungen für die Zukunft. Unklar ist weiterhin, wie es mit dem Fußball in Deutschland weitergeht. Auf einer Mitgliederversammlung der DFL Deutsche Fußball Liga am 31. März wurde einstimmig beschlossen, den Spielbetrieb in der Bundesliga und 2. Bundesliga bis mindestens 30. April auszusetzen. Aktuell wird ein Konzept der DFL zur Fortführung der Bundesliga geprüft. Ziel sei es unverändert, die Saison 2019/2020 bis zum 30. Juni zu beenden. Die Entscheidung darüber liegt bei der Politik. Die Verantwortlichen des Fußballs erhoffen sich einen Beschluss beim Video-Gipfel von Angela Merkel mit den Länderchefs am Donnerstag.